Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Lichte des Herrn! (Jes 2,5)
Nicht die feste Burg, sondern die Oase ist ein angemessenes Bild für unser kirchliches Leben. Die Oase lebt mitten in der Wüste von ihrer tiefen Quelle. Das reichliche Wasser gibt Lebensraum.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen. (Jes 11,10)
Je mehr Wasser aus der Quelle, von der die Oase lebt, sprudelt, um so weiter breitet sie sich in die Wüste hinein aus. Eine Oase ist keine starre Größe mit festen Grenzen.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
An jenem Tag wird der Herr auf dem Berg Zion für alle Völker ein Festmahl geben mit feinsten Speisen. (Jes 25,6)
Das Bild der Oase lädt uns ein, dass wir uns auf unsere christlichen Quellen besinnen. Vielleicht müssen wir sie von mancherlei Geröll und Sand, die sich darauf gelegt haben, befreien.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht! (Jes 26,2a)
Von Quellen kann neues Leben ausgehen. Sie können die Wüste verändern und manchen Pflanzen, die schon ausgetrocknet und abgestorben erscheinen, neue Lebenskraft geben.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Die Erniedrigten freuen sich wieder über den Herrn, und die Armen jubeln über den Heiligen Israels. (Jes 29,19)
Christen versammeln sich. Niemand ist allein Christ. Zum Christsein gehört das erfahrbare Miteinander. Privates Christsein ist in Gefahr zu verdunsten. Herr, wir danken für das Geschenk der Zusammenkunft.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. (Lk 1,31)
Die Versammlung der Christen findet an einem festgesetzten Tag statt. Der Tag, an dem die Christen ihres Herrn gedenken, wird zum Herrentag, zum Sonntag. Sie versammeln sich am frühen Morgen.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir. Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen. (Jes 63, 19b; 64, 3)
Wachen heißt klar die Wirklichkeit sehen, in der wir leben, und die Wirklichkeit, der wir entgegengehen. Diese Wirklichkeit heißt Christus. Er ist uns jetzt schon gegenwärtig: in seinem Wort, im Sakrament, in den Brüdern und Schwestern. (Nach dem Schott-Messbuch.)
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern, Wonne und Freude stellen sich ein. (Jes 35,10b)
Vor Sonnenaufgang: Das kann ein Hinweis auf die Auferstehungsberichte der Evangelien sein, in denen vom Aufgang der Sonne die Rede ist. Am Sonntag gedenken wir der Auferstehung Jesu Christi.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. (Jes 40, 11)
Der festgesetzte Tag, der Sonntag, ist in der christlichen Gesellschaft zum arbeitsfreien Tag, zum Feiertag geworden. Als solcher hält er die Erinnerung an Jesus Christus, den Herrn, lebendig.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Der Herr wird nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht. (Jes 40,28b)
Die gläubigen Juden haben auch in der Zerstreuung durch alle Jahrhunderte überlebt, weil sie treu den Sabbat beachteten. Diese Erfahrung zeigt uns, wie wichtig es für uns ist, den Sonntag zu feiern.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. (Jes 41,18a)
Zum Sonntag der Christen gehört – ähnlich wie zum Sabbat der Juden – auch eine bestimmte Sonntagskultur, bis in Formen des Lebensstils und der Kleidung hinein.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Petra Eßmann, Kirche+Leben
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und dich auf den richtigen Weg führt. (Jes 48,17)
Man erkennt Juden daran, dass und wie sie den Sabbat begehen. Ähnlich erkennt man Christen daran, ob und wie sie den Sonntag feiern. Die Christen kommen zusammen, um Christus als Gott anzubeten.
Text: Reinhard Lettmann
Elija, du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, in Feuermassen himmelwärts. (Sir 48,9)
Die Mitte des christlichen Glaubens ist: Jesus Christus ist der Herr. Das ist die Urform des christlichen Glaubensbekenntnisses. Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Norbert Göckener
Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört. (Gen 49,10)
Gott hat Interesse am Menschen. Das unterscheidet ihn von allen selbst gemachten und selbst ernannten Göttern. Sie halten nicht, was sie versprechen. Sie erweisen sich als Brunnen, die ohne Wasser sind.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Markus Nolte, Kirche+Leben
Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. (Jer 23,6b)
Die selbst gemachten Götter aus Holz oder Metall sind noch verhältnismäßig harmlos. Gefährlicher ist es, wenn Menschen sich selbst oder ihre eigenen Ideen an die Stelle Gottes setzen.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Archiv
Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut. (Lk 1,25a)
Gott hat das Leben aus sich selbst. Die selbst ernannten Götter leben von Menschen. Wie Vampire saugen sie die Menschen aus. Sie machen sich die Menschen untertan oder unterwerfen sie ihren Ideen.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Archiv
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären. (Jes 7,14)
Gott lädt uns ein, dass wir uns ihm zuwenden: "Es gibt keinen Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott. Wendet euch mir zu, und lasst euch erretten."
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Clemensschwestern, Norbert Göckener
Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. (Lk 1,45)
Die selbst gemachten und selbst ernannten Götter haben Interesse an uns, solange wir ihnen nützen und sie uns gebrauchen können. Wenn das nicht mehr der Fall ist, verlieren sie ihr Interesse an uns.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Archiv
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. (Lk 1,49)
Gott aber hat bleibendes Interesse an uns Menschen. Sein eigener Sohn ist Mensch geworden. Gott lässt uns nicht fallen. Gott hat sein Ohr an meinem Herzen, er weiß um mich.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen! (Lk 1,53)
Advent – diese Tage machen mir wie keine anderen im Jahr bewusst, in welchen Spannungen ich lebe: die Kluft zwischen dem, wie ich sein möchte, und dem, wie ich bin.
Text: Andrea Schwartz
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war. (Lk 1,66b)
Manchmal, in ganz stillen Abendstunden, taucht ein Bild in mir auf: eine junge schwangere Frau, in Gewand und Tuch gekleidet, wandernd durch die Berge Judas auf dem Weg zu ihrer Freundin.
Text: Andrea Schwartz
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein. (2 Sam 7,14a)
Das erste Wort, das die christliche Gemeinde spricht, hat Jesus Christus zum Inhalt. Die Kirche muss sich zu vielem äußern. Ihr erstes Wort aber muss Jesus Christus sein. Von ihm muss sie sprechen. Er steht im Mittelpunkt ihres Lebens.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch. (1 Joh 1,3a)
Das Geheimnis der Heiligen Nacht fordert uns heraus. Es entführt uns nicht in eine Traumwelt, in ein Land schöner Phantasie. Stall und Krippe erinnern uns an die harte Wirklichkeit des Lebens.
Text: Reinhard Lettmann
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht; da gibt es für ihn kein Straucheln. (1 Joh 2,10)
Mindestens zwei Gesichter hat die Zeit. Das eine ist uns immer zugewandt. Es ist die Zeit der Uhren, die gemessene und messbare Zeit. Darin verborgen ist das andere Gesicht, das sich in der Zeit ereignet.
Text: Theresia Hauser
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. (1 Joh 2,17)
Das andere Gesicht ist die Qualität der Zeit, der Inhalt: Arbeitszeit, Schulzeit, Sprechzeit, Schalterzeit. Auf diese Weise bezeichnet unsere Sprache die verschiedenen Inhalte oder Geschehnisse der Zeit.
Text: Theresia Hauser
Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und ihr alle wisst es! (1 Joh 2,10)
Da ist ein Weg, den wir gehen. Jeden Tag an einer neuen Station innehalten, sich jeden Tag Zeit nehmen zum Atemholen und still werden. Das bereichert und erfrischt unser Leben, orientiert uns neu und konzentriert uns auf das Wesentliche. Unser menschliches Leben ist ein Weg – aber ein Weg, der nicht an irdischen Stationen festhängen soll, sondern ein Weg, auf dem wir auf das Ziel der Ewigkeit Gottes vorbereitet werden sollen.
Wo ein Weg ist, da können wir gehen:
Einen Weg gehen, weg-gehen,
weg-gehen vom Lärm,
weg-gehen von der Hektik,
weg-gehen von der Fixierung auf uns selbst.
Auf ebnem Weg lasse ich etwas hinter mir:
Belastungen, Ärger, Frustrationen.
Auf einem Weg habe ich etwas vor mir:
Klärung, Hoffnung, neue Horizonte.
Auf einem Weg bewege ich, was in mir ist:
Trauer, schwere Gedanken, Sorgen.
Text: Cornelia Mack
Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben; dann bleibt ihr im Sohn und im Vater! (1 Joh 2,24)
Göttliches Leben ist Liebe, überströmende, frei sich verschenkende Liebe: Liebe, die sich erbarmend zu jedem bedürftigen Wesen herabneigt; Liebe, die Krankes heilt und Totes zum Leben erweckt.
Text: Edith Stein
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt. (Joh 1,29b)
Glück ohne Schatten, Liebe ohne Grenzen, höchst gesteigertes Leben ohne Erschlaffen, kraftvolle Tat, die zugleich vollendete Ruhe und Gelöstheit von allen Spannungen ist – das ist ewige Seligkeit.
Text: Edith Stein
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Sie sagten: Meister, wo wohnst du? – Er antwortete: Kommt und seht! (Joh 1,38f)
Was für Jesu Christi Göttlichkeit spricht, kommt nicht allein aus den Qualitäten seiner Menschlichkeit. Die Evangelien bezeugen, dass es dafür noch andere Wurzeln gibt, die nicht in der Zeit gewachsen sind.
Text: Franz Kamphaus
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
Wir sind aus dem Tod in das Leben hinüber gegangen, weil wir die Brüder lieben. (1 Joh 3,14)
Es ist das große Geheimnis der persönlichen Freiheit, dass Gott selbst davor Halt macht. Er will die Herrschaft über die geschaffenen Geister nur als ein freies Geschenk ihrer Liebe.
Text: Edith Stein
Foto: Anselm Thissen
Steh auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. (Jes 60, 1-3)
Niemand hat Gott je geschaut, aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet (1 Joh 4, 12). – In der liebenden Begegnung mit dem Bruder leuchtet uns das Bild Christi auf, geschieht Epiphanie: im Lächeln des Kindes, im Blick des geliebten Menschen, im dankbaren Auge des Beschenkten, im sorgendurchfurchten Gesicht des Kranken – in jeder liebenden Bewegung des Herzens, in jedem Dank, jedem Du.
Text: Rudolf Pesch
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben